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Das für den Pflanzenschutz entwickelte Akku-Sprühgebläse AS 1200 für die Desinfektion zu adaptieren, hatte die Birchmeier Sprühtechnik AG vor der Coronakrise nicht geplant. Bild: birchmeier.com

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Innovation in Zeiten von Corona

«Not macht erfinderisch.» Wie ein roter Faden zieht sich diese alte Weisheit durch die vielen aktuellen Texte von Journalisten, Kolumnisten, Zukunftsforschern und Wirtschaftsberatern über die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wir haben bei innovativen Firmen nachgefragt, ob dies auch für die Produkteentwicklung stimmt.

In der Schweiz wird die ausserordentliche Lage am 19. Juni 2020 – drei Monate nach Ausrufung – aufgehoben. Der Besuch von u. a. botanischen Gärten ist wieder erlaubt und ab 15. Juni steht auch den Ferien im benachbarten Ausland nichts mehr im Weg. Da das Corona-Virus in der Schweiz derzeit unter Kontrolle ist, sind die Lockerungen möglich.

«Not macht erfinderisch»

In diesen drei Monaten hat sich viel verändert – weltweit, in den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bereichen. Noch sind die Auswirkungen der Krise nicht vollumfänglich absehbar. Doch veränderte Lebensumstände produzieren neue Bedürfnisse, neue Anforderungen an den Markt. Kreative Lösungsansätze und innovative Geschäftsideen sind gefragt. «Innovation war schon immer die Reaktion auf bestehende Probleme. Neue Probleme werden damit neue Innovationen hervorbringen, die im weiteren Zeitverlauf ihrerseits wieder zu neuen Problemen werden, die ihrerseits neue Lösungen und Innovationen erfordern werden», schreibt Bert Overlack in der Kolumne «Ein besseres Morgen: Corona und Innovation» (innovationorigins.com). Abschliessend meint er: «Wir scheitern nicht an Corona, wenn wir es nicht schaffen sollten, zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Wir scheitern, sollte es uns nicht gelingen, diese Krise und Wendepunkt als Chance zu weltbewegenden technologischen, gesellschaftlichen und persönlichen Transformationen für diese Welt zu nutzen.» Ähnliches zu lesen ist auch im  White Paper «Die Wirtschaft nach Corona», herausgegeben vom Zukunftsinstitut, Frankfurt am Main (zukunftsinstitut.de): «Die nächsten Monate werden zum Fenster der Möglichkeiten, und ihre Weichenstellungen werden die kommenden Jahre nachhaltig prägen, in Gesellschaft und Wirtschaft wie in jedem einzelnen Unternehmen.»

So liest man zurzeit sehr viel über die Auswirkungen von Corona. Es werden verschiedene Thesen aufgestellt und mögliche Szenarien diskutiert, wie die (neue) Zukunft wirtschaftlich und sozialpolitisch aussehen könnte. Dass auch in der Grünen Branche durch den Lockdown kreative Lösungen entstanden sind (z. B. Abholmarkt), finden Sie im Internet in unserem Dossier «Corona-Krise» auf dergartenbau.ch.

Auswirkungen auf die Entwicklung und Einführung neuer Produkte

Welche Auswirkungen hat diese Pandemie auf die Entwicklung neuer Produkte? Ist sie Katalysator, Weichenstellung oder Bremse? Oft werden Innovationsaktivitäten in schwierigen Situationen verlangsamt, damit mehr Zeit für das Krisenmanagement bleibt. Aufgrund des Lockdowns wurden Lieferketten unterbrochen und Fachmessen, an denen die Neuheiten präsentiert werden, wurden nicht durchgeführt. Zudem dürften Investoren schwieriger zu überzeugen sein, da sich auch finanzielle Situation verschlechtert.

Wir haben nachgefragt. Zwei (von sechs) als innovativ geltende Betriebe waren bereit, ihre aktuelle Situation in diesem Zusammenhang zu erläutern.

«Die Krise ist in einem Bereich Katalysator, in einem anderen Zusammenhang Bremse», meint Jürg Zwahlen, Inhaber der Birchmeier Sprühtechnik AG. «Die Adaption des Akku-Sprühgebläses AS 1200 für die Desinfektion ist in der Tat etwas, das so nicht geplant und bis vor einigen Monaten so auch nicht absehbar war. Wir haben sofort reagiert und in Kombination mit einer speziellen Nebeldüse (feine Tropfen mit Durchmesser >50–70 µm) sehr gute Ergebnisse erzielt. Im Pflanzenschutz hingegen wollen wir grosse Tropfen (300–500 µm) um Abdrift zu vermeiden und die Verdunstung in der Luft zu minimieren. Die Kunst bei der Desinfektion ist, genügend Desinfektionsmittel auf eine Fläche zu bringen, ohne dass diese für längere Zeit nass ist.» Die Tröpfchengrösse sei eine Wissenschaft für sich und für das Ergebnis ein zentraler Faktor. Einfach «viel hilft viel» oder wertvolle Wirkstoffe in «Nebelschwaden versprühen» sei keinesfalls der beabsichtigte Weg. «Wir hatten nicht die Zeit, lange zu diskutieren. Mit unserem Fachwissen und in Abstimmung mit Desinfektionsexperten, haben wir uns für die Behandlung von Räumen, von grossen Flächen, Sitzüberzügen etc. für eine feine Tropfengrösse >50 - 70 µm entschieden und damit sehr gute Ergebnisse erzielt», betont Zwahlen.

Ansonsten sei Corona jedoch eine zusätzliche und grosse Herausforderung. So gebe es Verzögerungen bei der Beschaffung von Einzelteilen für die Produktion. «Wir haben ungefähr 250 Zulieferer. Die meisten davon in der Schweiz. Wenn das Tessin einen Lockdown macht, dann wird das für alle ziemlich stressig, um den Nachschub sicherzustellen», erklärt Zwahlen.

Bremsende Auswirkungen habe die Krise auch auf die Einführung neuer Produkte. «Wir sind jährlich auf über 100 Messen im In- und Ausland, um neue Produkte zu präsentieren. Sehr wichtig ist dabei, dass das Produkt vorgeführt und dem Kunden vor Ort praktisch erläutert werden kann», betont Zwahlen. Zwar sei die Digitalisierung im Betrieb auf einem sehr guten Stand, sodass Informationen auch online zur Verfügung stehen. Dies sei jedoch nicht mit einem Messeauftritt vergleichbar.

Auch Daniel Labhart, Inhaber der Gärtnerei D. Labhart in Schafisheim hätte an der Öga gerne ein neues Produkt vorgestellt. «Ich habe jedoch davon noch nicht viele Einheiten produziert und zurzeit kommen wir aufgrund steigender Nachfrage an unsere Produktionsgrenze. Ich werde deshalb mit diesem Produkt noch etwas zuwarten.»

Die Entwicklung neuer Produkte werde zudem durch die coronabedingte gute Auftragslage gehemmt. «Da wir in letzter Zeit viele neue Produkte auf den Markt gebracht haben, besteht zurzeit kein zeitlicher Druck dafür. Ich entwickle neue Ideen nicht aus der Not heraus, sondern weil es mir grosse Freude bereitet, die Kundschaft mit einzigartigen Produkten zu überraschen. Ich mache dies unabhängig von guten und schlechten Wirtschaftszeiten.»

Not mache zwar erfinderisch, doch würden in dieser Situation die Mittel fehlen, die Idee umzusetzen. «Kleine Änderungen können wertvoll sein und neue Bereiche öffnen. So werden wir zum Beispiel den Abholmarkt für Privatkunden auch nächstes Jahr wieder so durchführen», meint Labhart.   |

 

Mit Innovation gegen die Corona-Krise

«Die gegenwärtige Pandemie setzt auch dem Schweizer Wirtschaftsstandort schwer zu. Deshalb gilt es, gerade jetzt in die Innovation zu investieren», schreibt die Stiftung «Switzerland Innovation» und startet deshalb zusammen mit Partnern der Schweizer Wirtschaft ihre erste Ausschreibung (switzerland-innovation.com/de -> News). Mit der «Switzerland Innovation Tech4Impact»-Initiative soll wegweisenden Innovationsprojekten zu einem von sechs ausgewählten UNO-Zielen für nachhaltige Entwicklung zum Durchbruch verholfen werden. Um sich für einen Zuschuss zu qualifizieren, muss das vorgeschlagene Projekt auf eine fortgeschrittene Technologie setzen, die innerhalb der nächsten drei Jahre zur Reife und Anwendung gelangt. Das Programm steht unter anderem auch Start-ups oder KMU mit einem Innovationsprojekt in Zusammenarbeit mit einem Forschungspartner offen. Die erste Ausschreibung von «SI Tech4Impact» endet am 31. Juli 2020. Mehr Informationen unter: https://sitech4impact.ch/   og

 

Neuheiten-Plattform für die Grüne Branche
Keine Giardina, keine ÖGA und keine Suisse Public – wegen der Corona-Pandemie fehlen dieses Jahr die für die Grüne Branche bedeutenden Plattformen, um Innovationen vorzustellen. Alternativen sind deshalb gefragt: #dergartenbau innovation 2020 öffnet dem Fachpublikum ein Schaufenster und schafft ein Sammelbecken für die Neuheiten der einschlägigen Aussteller an den Fachmessen der Branche. Die Plattform finden Sie auch auf unserer Website www.gartenbau.ch.

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Pilze, Flechten und Orchideen stehen im Fokus am diesjährigen Bioterra-Naturgartentag. Podiumsdiskussin mit Axel Fischer (VSSG), Daniel Labhart (Biogärtner), Stefan Nänni (Grünwerk), Nathalie Baumann (ZHAW) zum Thema «Biodiversität – wie weiter?». Kosten: Fr. 220.–, Mitglieder Bioterra: Fr. 190.–, Studierende: Fr. 100.–.
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Lehrgang Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt
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Im Fokus stehen gesamtheitliche Konzepte, für resiliente, hitzemindernde und wassersensible Freiraumgestaltung. Der Lehrgang zur Fachperson Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt (6 ECTS) dauert 12 Monate (inkl. Projektarbeit). Die 24 Präsenztage fallen voraussichtlich auf den Donnerstag. Der Unterricht findet von 9 bis16 Uhr statt (6 Lektionen à 45 Minuten). Kosten: Fr. 5900.–.
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