Artikel

Die Mauer aus alten Klinkern

Die Mauer aus alten Klinkern verleiht dem Gartenzimmer eine ­besondere, geschützte Atmosphäre. Die Gehölze und Kletterrosen ausserhalb des Gartens sind eine «geborgte» Kulisse

Aus der Vogelperspektive

Aus der Vogelperspektive treten die rechteckigen und quadratischen Formen und zurückhaltend eingesetzten Materialien in den Vordergrund. Die Pflanzen machen den kleinen Garten lebendig.

 Harmonie in Grün: zurückhaltend

Harmonie in Grün: zurückhaltend mit Bambus, Hosta und Pfauenradfarn (Adiantum pedatum) bepflanzt, strahlt der kleine Schatten­garten Ruhe aus.

 Einladend wie ein ­Empfangskomit

Einladend wie ein ­Empfangskomitee wirken die Pflanzschalen mit verschiedenen Arten von Purpurglöckchen, Silberkerze und panaschiertem Efeu.

  • Garten- und Landschaftsbau

Konzepte für kleine Gärten

«Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer ­Gesellschaft am seltensten und am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum.» Dieses bekannte Zitat des Schweizer Landschaftsarchitekten Dieter Kienast (1945–1998) bringt es nachdrücklich auf den Punkt: Jeder Garten braucht Zeit, geplant, angelegt zu werden und weitere Zeit, um sich zu entwickeln. Zuwendung und Engagement in der Planung, der Pflege und der Erhaltung sind notwendig, ebenso wie die Grundvoraussetzung eines freien Raumes. Diese Räume werden, gerade im städtischen Bereich, immer enger und damit auch immer kostbarer und teurer.

D ie Knappheit des freien Raums, der ein Garten sein könnte, bewirkt in manchen Regionen und Städten eine Wiederbelebung des Kleingarten-Gedankens, der lange Zeit eher als spiessig galt. Heute gibt es gerade junge Familien, die sich um einen Schrebergarten bemühen, um für sich und ihre Kinder private, geschützte Aufenthalts- und Spielräume im Freien, in einer der Natur nahen Umgebung zu nutzen.

Urban Gardening auf kleinstem Raum zwischen Fussweg und Strasse oder gar als temporäre Gärten sind in aller Munde, seien es Baulücken in Manhattan, die liebevoll angelegt werden, kleinste, von Nachbarn genutzte Gärten in der Innenstadt von Paris oder die bekannten «Prinzessinnengärten» in Berlin-Mitte. Dort wachsen Gemüse – weit mehr als 80 Kartoffelsorten – und Kräuter in alten Reissäcken oder Kisten, da der anstehende Boden nicht bepflanzt werden darf.

Das subversiv anmutende und Abenteuer versprechende «Guerilla Gardening« mit den sogenannten Samenbomben hat so manchen Grossstädten mehr Spontaneität und Lebendigkeit verliehen. Kein Wunder, denn die Städte gleichen zunehmend Strassen- und Steinwüsten und auch in den Randlagen haben die Grundstücke der neuen Einfamilienhäuser heute ein eher bescheidenes Ausmass.

Es braucht seine Zeit

Umso wichtiger ist es, sich intensiv mit der Frage der Gestaltung dieser kleinen Räume zu befassen. Der Raum ist beschränkt und jeder Zentimeter sollte geschätzt und genutzt werden. Ein kleiner Gartenraum ist meist auf einen Blick erfassbar; er wird als Ganzes wahrgenommen. Ihn zu planen, braucht Zeit und viel Nachdenken, Fehler werden nicht so schnell verziehen.

Die Lichtverhältnisse und die Lage des Gartens sind feste Grössen, die bei einer Planung Beachtung finden müssen. In einem schattigen Nordgarten wird sich kaum ein mediterranes Flair realisieren lassen. Die Bodenverhältnisse sind zwar für die Pflanzplanung wichtig, lassen sich aber in einem kleinen Garten verändern oder verbessern. Doch bevor es ins Detail geht, gilt es, grundsätzliche Fragen zu klären:

Welche Beziehungen gibt es zwischen dem Innen- und dem Aussenraum? Wie und von wem wird der Garten hauptsächlich genutzt? Möchte ich ein Wohn- oder Esszimmer im Freien, eine grüne, ruhige Rückzugsoase, einen Spielbereich, einen ganz privaten, geschützten oder aber einen ge­öffneten Raum? Welchen Stil oder Charakter soll mein Garten haben? Gibt es ein übergeordnetes Thema, das die Planung leiten kann? Welche Stimmungen sollen zum Tragen kommen und mit welchen Mitteln können sie umgesetzt werden?

Weniger ist mehr

Die Gestaltungselemente sollten zueinander passen, ebenso zur Wohnung oder zum Haus wie auch zu den Menschen, die in ihnen leben. Es empfiehlt sich immer, zwei Blickrichtungen im Auge zu haben: Der Blick aus dem Haus in den Garten und umgekehrt vom Garten zum Haus, damit beides zu einer Einheit werden können, besondere Elemente in den Fokus rücken oder anderes verdeckt werden kann. In einem kleinen Garten sollten Reduktion und Beschränkung wichtige Massstäbe sein! Ein Zuviel an unterschiedlichen Formen, ­Linienführungen, Pflasterbelägen, Gartenmöbeln, Deko, Pflanzen und Farben können überladen und unstrukturiert wirken und den Raum noch kleiner erscheinen lassen.

Wenn entschieden ist, welchen Charakter der Garten haben soll, dient ein massstabsgerechter Grundriss als Planungshilfe, um zu einer Formgebung zu kommen. In einem kleinen Garten empfiehlt es sich grundsätzlich, Formen zu wählen, die sich wiederholen und eine Einheit bilden, je nach Thema aber sehr unterschiedlich sein können.

Ein Gartenthema finden

In einem eher naturnahen Garten können Wegeführung und Terrasse in organischen Formen angelegt werden. Ein formaler, moderner Garten zeichnet sich durch klare Linienführung aus. In einem asiatisch inspirierten Garten haben Stein, Kies, Bambus und Azaleen eine Bedeutung. Ein Bauerngarten spielt mit geometrischen Formen wie Kreis und Wegekreuzungen. In einem mediterranen Garten, der einem gepflasterten Innenhof gleicht, sorgen Pflanzen in Töpfen für die entsprechende Atmosphäre. Zugleich können hohe Mauern als Begrenzung für Schutz und Abgeschiedenheit sorgen. Hingegen könnte auch nur der Sitzplatz von Mauern oder schmalen Hecken eingefasst werden, während im übrigen Gartenbereich eine gewisse Offenheit belassen wird, indem Übergänge in Nachbargärten fliessend gehalten sind, Heckenelemente oder platzsparende Spaliergehölze hier und da einen Durchblick ermöglichen. Man «borgt» sich den Garten aus der Nachbarschaft, sodass der eigene Garten grösser wirkt, oder nutzt ihn vielleicht sogar gemeinsam.

Die Pflanzen machen den Garten zum Garten

Reduktion und Zurückhaltung sind auch bei der Pflanzenauswahl ein wichtiges Thema. In einem kleinen Garten sind einfach nicht alle Lieblingspflanzen unterzubringen, sonst würde ein heilloses Durcheinander entstehen. Formen, Geräusche, Düfte und Farben werden in einem kleinen Garten oft intensiver wahrgenommen und sollten deshalb sorgfältig geplant sein.

In der kalten Jahreszeit, wenn der Garten kaum genutzt wird, rücken winterblühende Gehölze wie Winterjasmin oder Duftschneeball in den Fokus, wenn sie vom Haus aus gesehen werden können. Ein gewisser Anteil an immergrünen Pflanzen sorgt auch im Winter für bleibende Strukturen. Diese Funktion übernehmen durch Habitus und Astwerk aber auch Laub- und Formschnittgehölze. Diewechselnden Jahreszeiten sollten in einem Garten zur Wirkung kommen. Rinde, Austrieb, Blüten, Beerenschmuck und Blattfärbung von Laub abwerfenden Gehölzen können auch auf kleinem Raum über viele Monate für Abwechslung sorgen. Es eignen sich kleinkronige oder säulenförmige Bäume (z. B. Sorten von Zierkirsche, Zierapfel, Vogel­beere, Kleeulme, Weidenblättrige Birne), die nicht zu viel Platz brauchen und den Garten stärker als Raum wahrnehmen lassen. Allein mit dem Thema Farbe kann man sich endlos beschäftigen. Ihre Wirkungen sind recht unterschiedlich: Weiss erscheint elegant, Gelb wirkt fröhlich, Blau vermittelt Tiefe, Rot schiebt sich in den Vordergrund, Grau schimmert kühl, Grün beruhigt.

Zwischen öffentlich und privat

Nicht zu vergessen für das Wohlfühlen im urbanen Raum ist die Bedeutung von kleinen Vorgärten. Sie sind ein Zwischenraum, privat und doch öffentlich wirksam. Manche Menschen mögen es nicht, sich darin wirklich aufzuhalten, doch könnte man hier sehr wohl – bei angenehmer Nachbarschaft und wenig Verkehrsaufkommen – die Morgen- oder Abendsonne geniessen. Dafür reichen vielleicht schon die Treppenstufen, ein kleiner Platz für einen Stuhl oder eine Bank. Zudem verändern interessant gestaltete Vorgärten das Bild des gesamten Strassenraumes. Selbst wenn wenig offener Boden besteht, bereichern Topfarrangements, Fassadenbegrünung, die Betonung von Fenstern, Hauseingängen und Treppenstufen das Bild. Die durchdachte Gestaltung kann wie ein Willkommensgruss oder eine Einladung wirken. Vorgärten müssen nicht durch hohe Mauern, Hecken oder Zäune eingegrenzt werden, sie können sich gern etwas mehr Offenheit erlauben. Auch eine Natursteinreihe oder eine kleine Buchsbaumhecke kann den Raum einfassen und trotzdem eine gewisse Privatheit betonen, ohne dass der Blick beschränkt und der Raum optisch verkleinert wird. Eine Bepflanzung mit einem kleinkronigen Baum oder kleinen Gehölzen und Stauden können für Lebendigkeit und Abwechslung sorgen und die urbane Umgebung in den Hintergrund treten lassen.

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Fokusthema

Als Baumaterial mit einer uralten Tradition kann Lehm auch im Garten eingesetzt werden. Wichtig ist jedoch ein guter Wetterschutz, um eine Erosion zu…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Wettbewerbe

Zum dritten Mal in Folge holten die Schweizer Landschaftsgärtner das begehrte Gold an den WorldSkills. Vom 10. bis 14. September 2024 kämpften Samuel…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Ausstellungen

Mustergültig, vorbildlich, vollkommen – so beschreibt das Lexikon den Begriff «ideal». Mit der fordernd-provokativen Vorgabe «Der ideale Garten» war…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Aus- und Weiterbildung

An der Schnittstelle von Planung und Umsetzung erarbeiteten die Studierenden der Technikerklasse der Höheren Fachschule (HF) an der Gartenbauschule…

Weiterlesen

  • Nachhaltig konkret
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur

Die Wohnanlage «In den Bäumen» in Egg ZH wurde mit dem Innovationspreis der Sophie und Karl Binding Stiftung ausgezeichnet. Die nachhaltige…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Innovation 2021

Neben Minibaggern mit Standardheck haben sich Modelle mit Kurzheck oder sogar Nullheck etabliert. Völlig ersetzen werden sie die Standardbauweise aber…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Branche
  • Biodiversität

Bioterra konnte im letzten Quartal 2024 das 105. Unternehmen als Fachbetrieb Naturgarten zertifizieren. Das sind rund ein Viertel mehr als im Jahr…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Branche
  • Fachmessen

Fünf Monate nach dem Messeabschluss zieht die Leitung ein positives Fazit der ÖGA 2024. Sowohl organisatorisch als auch finanziell sei die…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Auszeichnungen

Während des jährlichen Partnertreffens, das vom 14. bis 15. November auf Mallorca stattfand, vergab Biotop einen Design-Award für die besten…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Buch-Tipp

Das neue Buch von Haymarket Media widmet sich auf 128 Seiten dem unterirdischen Aussehen der Wurzeln verschiedener Baumarten.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Aus- und Weiterbildung

«Dipl. Gartenbautechniker/-in HF» – zwei Absolventinnen und elf Absolventen erhielten ihre Diplome im feierlichen Rahmen.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Fachmessen

Zahlreiche technische Neuheiten zum Gestalten und Pflegen von Gärten und Grünanlagen waren während der 25. Fachmesse GaLaBau in Nürnberg zu bewundern.…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau

Die im Garten- und Landschaftsbau tätige B&G Schweiz Holding hat sich neu positioniert. Der neue Auftritt der Holding wurde von der Bieler Agentur…

Weiterlesen

  • Pflanzenverwendung
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün

Im Innovationscluster URBORETUM erforschen Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) gemeinsam mit Partnern, wie Stadtbäume auch…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Web-Tipp
  • Biodiversität
  • Internet

Zwei neue Webtools ermöglichen es, Planungs- und Bauprozesse mit einfach messbaren Kennwerten und erprobten Werkzeugen zu optimieren, um ökologisch…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Branche

Die Aktion «Grüne Kita» von JardinSuisse will den Kleinsten Natur und Gärten näherbringen. Anfang Juni ist nun die Image- und Kompetenzkampagne an den…

Weiterlesen

  • Pflanzenverwendung
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün

Einwohner der Gemeinde Worb müssen bis 2027 den Kirschlorbeer aus ihrem Garten entfernen.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün

Im Juli voraussichtlich starten die Bauarbeiten im Stadtgarten Winterthur. Wie die Stadt schreibt, soll der Garten in den nächsten zwei Jahren den…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün

Die 10. Auflage des Ratgebers Regenwasser der Mall GmbH geht auf die aktuellsten Themen der Stadthydrologie ein.

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Buch-Tipp

Die Welt der gartentauglichen Gehölze ist viel grösser als in der Praxis oft zu sehen, wie Wolfgang Borchardt zeigt.

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

23/24/2024

Magie der Lichtkunst: Festival in Kronach

Magie der Japangärten: Gestaltung und Rituale

Webtools für mehr Biodiversität

Biozertifizierte Weihnachtssterne

 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

«Stadtgrün»
Stadtgärtnerei – Zentrum für Pflanzen und Bildung Sackzelg 27, 8047 Zürich

Die Ausstellung «Stadtgrün» zeigt konkrete Projekte aus dem gleichnamigen Förderprogramm. Zudem gibt es Arbeiten von Studierenden der ZHAW, ETH und OST zu sehen.
Öffungszeiten: täglich 9 bis 17.30 Uhr.

23.11.2024 00:54  –  19.01.2025 00:00
Lehrgang Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt
ZHAW Life Sciences und Facility Management, Campus Grüental, 8820 Wädenswil

Im Fokus stehen gesamtheitliche Konzepte, für resiliente, hitzemindernde und wassersensible Freiraumgestaltung. Der Lehrgang zur Fachperson Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt (6 ECTS) dauert 12 Monate (inkl. Projektarbeit). Die 24 Präsenztage fallen voraussichtlich auf den Donnerstag. Der Unterricht findet von 9 bis16 Uhr statt (6 Lektionen à 45 Minuten). Kosten: Fr. 5900.–.
Weitere Infos und Anmeldung

09.01.2025  –  09.12.2025
Volkshaus Zürich, Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich

Grün, blau und grau gemeinsam denken: Das ist das Motto der ersten Zürcher Klimatagung «Wie die Stadt zum Schwamm wird» am Donnerstag, 23. Januar. Es ist eine Veranstaltung des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft des Kantons Zürich in Kooperation mit Grün Stadt Zürich. Im Fokus der Tagung stehen inspirierende Schwammstadt-Pilotprojekte aus der Schweiz und dem benachbarten Ausland sowie Aktuelles aus der Forschung. Das Vormittagsprogramm beinhaltet Projektpitches, Fachreferate und Podiumsdiskussionen im Plenum. Am Nachmittag liegt der Schwerpunkt auf Vertiefungsworkshops zu diversen Themen. Kosten: 200 Fr. 
Programm und Anmeldung

23.01.2025 08:30  –  17:00

Submissionen

Region Zürich
Restaurant Schifflände
Angebotsfrist: 08.01.2025
Region Winterthur
Grosszyklische Sanierung Theater Winterthur
Angebotsfrist: 09.01.2025
Region Zürich
Gleisbogen
Angebotsfrist: 17.01.2025