Artenreiches Grünland bildet das Rückgrat für einen wirksamen Schutz von Insekten und anderen Gliederfüssern wie etwa Spinnen. Damit Grünland artenreich bleibt, muss es regelmässig gemäht werden, sonst steht dort irgendwann ein Wald. Viele solche Grünlandflächen liegen jedoch an steilen Hängen, in buckligem Gelände oder auf sehr weichem und gering belastbarem Boden und können mit herkömmlichen Mähgeräten auf Rädern nur schlecht oder überhaupt nicht befahren werden. Dann schlägt häufig die Stunde der ferngesteuerten Mähsysteme auf Raupenlaufwerken.
Die Welt der ferngesteuerten Mähmaschinen ist in den vergangenen Jahren deutlich artenreicher geworden. Bis auf einige Mäher mit Räderfahrwerken wie etwa von Raymo und Spider sowie die Motormäher mit den riesigen Stachelwalzen des deutschen Herstellers Brielmaier setzen nahezu alle Hersteller auf Maschinen mit Raupenlaufwerken. Die technischen Konzepte unter dem jeweiligen Maschinenkleid sind allein schon bei den Mähraupen sehr unterschiedlich. Hier folgt eine Bestandsaufnahme.
Eine Einzweckmaschine oder ein Alleskönner
Einfach erklärbar ist die Gruppe der Einzweckmaschinen mit fest verbauten Mähwerken zwischen den Achsen. Sie sind leicht und niedrig gebaut und können, anders als Maschinen mit frontal angebauten Schneidwerkzeugen, in Vorwärts- und in Rückwärtsfahrt mulchen. Das spart zeitraubende und den Boden schädigende Wendemanöver, die beim Mähen von Hangflächen auch gefährlich werden können. Guter technischer Standard sind Hybridantriebe aus einer Benzinmotor-Generator-Einheit geworden, die mit einem Akkupaket verbunden ist. Der Fahrantrieb ist üblicherweise elektrisch ausgeführt. So kann der Mäher rein elektrisch ins Arbeitsgebiet fahren und erst dort den Benzinmotor starten. Der Mähantrieb – überwiegend Sichelmähwerke – wird meist mechanisch ausgeführt, etwa über Treibriemen. Vollhybride Maschinen haben auch einen elektrischen Werkzeugantrieb. Die Motor-Generator-Einheit speist beständig den Bordakku und läuft bei konstanter Drehzahl im besten Wirkungsgrad; der Akku versorgt wiederum die Verbraucher nach Bedarf mit Spannung. Diese Einzweckmaschinen sind perfekt verwendbar für Flächen, auf denen gemulcht werden darf. Wo gemäht und abgeräumt werden soll, sind diese Maschinen weniger geeignet. Zu den Herstellern und Marken gehören aktuell agria, Kersten, KommTek, Lynex und Stella.
Neben diesen Einzweckmaschinen gibt es zahlreiche vielseitig verwendbare Geräteträger auf Raupenlaufwerken. Zusätzlich zu den Mähwerken können Anbauwerkzeuge angeschlossen werden, mit denen sämtliche Arbeitsschritte vom Mähen bis zum Abräumen ausgeführt werden können. Eine Anzahl an Herstellern fertigt Maschinen, deren Anbauwerkzeuge über Zapfwellen angetrieben werden. Aebi Schmidt etwa bietet die nach eigenen Angaben einzige vollelektrische Mähraupe. Das Schwestermodell ist die wohl weltweit einzige elektrische Mähraupe mit Fahrersitz. Zu den Herstellern fahrerloser Mähraupen mit Verbrennungsmotoren zählen KommTek, Köppl und Lynex.
Der überwiegende Anteil der Hersteller verwendet die Hydraulik zum Antrieb der Anbauwerkzeuge, einige unterhalten stattliche Arsenale an Werkzeugen. Hersteller und Marken sind Antolini, Berti, Energreen, Ferri, Hymach, Irus, McConnel, MDB, Menke und Timan.
Schwingen oder drehen
Insgesamt betrachtet fokussieren die Hersteller der Mähraupen beim Thema Schneidwerkzeug auf die rotierende Schneidtechnik, also sich drehende Sichelmesser oder insbesondere Schlegelrotoren. Sie zerkleinern den Aufwuchs und legen ihn breitflächig auf der Grünfläche ab, wo der Grünschnitt sich vergleichsweise schnell zersetzen kann. Ökologisch betrachtet ist das auch auf vielen Flächen sinnvoll. Die Sache hat nur einen Haken. Insekten und Spinnen, aber auch am Boden oder in Bodennähe lebende Wirbeltiere werden bei dieser Methode leider gleich mitgehäckselt. Ökoprofis schwenken daher den Blick auf die oszillierende Schneidmethode des klassischen Balkenmähwerks: Auf einem festen Untermesser gleiten bewegliche Messer seitlich hin und her und schneiden den Bewuchs in der gewünschten Schnitthöhe durch. Das ist mit einem erheblich geringeren Energieaufwand als bei den rotierenden Schneidmethoden verbunden, weswegen man das Trägergerät einige Nummern kleiner und leichter wählen kann. Zudem kommt die oszillierende Methode einer üblichen Arbeitsabfolge in der ökologischen Grünlandpflege entgegen: Mähen – Schwaden – Abräumen. Hinter dem üblichen Doppelmesser-Mähbalken fallen die Grashalme oder anderer Bewuchs am Stück zu Boden und können beim Schwaden zielsicher erfasst werden. Wo trotzdem gemulcht werden muss, halten ökobewusste Grünlandpfleger eine gewisse Mindesthöhe ein, saugen das Material nicht ab und gehen beim Wenden und Schwaden langsam vor.
Übrigens arbeiten Mulcher nicht nur mörderisch, sondern auch heilsam. Ökokenner bestreben nämlich nicht nur den Schutz von Insekten und Kleinstlebewesen, sondern schenken auch einer Pflege des Bodens und seiner Bewohner eine angemessene Bedeutung. Und beim Mulchen verbleibt bekanntlich die Biomasse auf der Fläche und wirkt sich dort humusfördernd und durch die ganzheitliche Bedeckung der Bodenoberfläche erosionsmindernd aus. Ein weiterer positiver Aspekt der Bodenbedeckung durch Biomasse ist die feuchtigkeitserhaltende Wirkung und Verdunstungshemmung zur Erhaltung und Förderung des Bodenlebens. Gleichzeitig wird eine gepflegte Fläche bei hohem Erhalt der lokalen Gesamtökologie erzeugt.
Streifenweise schneiden oder Inseln stehen lassen
Pflegeprofis aus Industrie und Dienstleistung lenken den Blick nicht nur auf die richtige Pflegetechnik, sondern auch auf die richtigen Pflegeverfahren. Zum Beispiel Frank Hemmerich vom deutschen Hersteller KommTek, der inzwischen im Verbund mit den neuen Schwesterfirma Brielmaier sowie der neuen schweizerischen Mutterfirma Rapid zu einem umfassenden Systemausrüster für die professionelle Grünpflege geworden ist. Hemmerich, der auch als Gastdozent an der Universität Hohenheim (Stuttgart) lehrt und Vorlesungen über Grünpflegetechnik hält, regt an, Grünflächen in Streifen abzumähen und immer einen Streifen stehenzulassen, in den sich Kleinlebewesen flüchten können. Bei der nächsten Mahd verfährt man dann umgekehrt.
Auch in anderen Schriften zur ökologischen Grünlandpflege wird zum Insektenschutz angeregt, auf jeder abzumähenden Grünfläche eine gewisse, nicht abzumähende Fläche als Rückzugsgebiet stehen zu lassen. Welcher Geräteträger dafür im Einzelnen geeignet ist, lässt sich laut Frank Hemmerich aber nicht verallgemeinern. Gegebenenfalls kann auch ein Einachs-Geräteträger mit Stachelwalzen an steilen, schwierig befahrbaren Hängen besser als ein Raupenfahrzeug sein: Bei beengten Platzverhältnissen ist er jedenfalls wendiger. Raupenfahrzeuge dagegen erzeugen einen geringeren Bodendruck und klettern besser über Baumstümpfe, freiliegende Wurzeln und andere Hindernisse hinweg. Vor einer Auswahl der geeigneten Mähmaschine sollte man also die abzumähenden Flächen begutachten, einen breit sortierten Ausrüster konsultieren und sich beraten lassen. |
Kommentare und Antworten