Derzeit gibt es in Deutschland ca. fünf Millionen Benzinrasenmäher. Über
50 Anbieter mit mehr als 1000 unterschiedlichen Modellen stehen zur Auswahl. Doch das Grundprinzip ist bei allen in etwa gleich und hat sich in den letzten Jahren auch nicht wesentlich verändert. Horizontal oder vertikal rotierende Mähwerkzeuge schneiden oder schlagen die Grashalme ab. Ein entsprechend geformtes Gehäuse umschliesst das Messersystem und gewährleistet den Schnittgutabfluss. Der Motor treibt direkt oder indirekt das Mähwerkzeug an. Damit sind die physikalischen Grundvoraussetzungen für den Grasschnitt gegeben.
Abstimmung von Motorleistung und Messerform
Die richtige Dimensionierung der Motorleistung ermöglichen die erforderlichen Drehzahlen und Drehmomente des Messers. Je geringer der Schnittwiderstand des Messers beim Eindringen in den Grashalm ist, desto geringer sind die dafür aufzubringenden Drehzahlen und -momente. Das beste Beispiel dafür ist die Handsense. Sie benötigt aufgrund der Messergestaltung einen weitaus geringeren Kraftaufwand als ein Balken- oder ein Schlegelmäher. Dementsprechend entscheidend wirkt sich letztlich ein gut und regelmässig geschärftes Mähmesser auf Qualität und Leistung der Mahd aus.
Besteht das Mähwerkzeug aus Schnitt- und Gegenmesser wie beim Spindel- oder Balkenmäher, so können sehr glatte und saubere Grasschnitte erzielt werden. Allerdings sind diese Systeme sehr empfindlich, weil das Eindringen von Fremdkörpern, die einen höheren Widerstand als Gras haben (Holz, Metalle, Steine), zu massiven Schäden führen können.
Schlegelmäher dagegen sind sehr robust ausgelegt, überstehen fast jeglichen Fremdkörperkontakt und können auch hohen und dichten Bewuchs zerkleinern. Das Mähbild ist jedoch sehr unsauber. Diese Mähform erfordert aufgrund des hohen Mähwerkzeuggewichtes und der hohen Rotationsgeschwindigkeit eine viel höhere Motorleistung und eine sehr stabile, aber schwere Bauform.
Abstimmung von Gehäuse- und Messerform
Deshalb haben sich die Sichelmessersysteme allgemein durchgesetzt. Diese Messerform ermöglicht auch eine kostengünstige Fanggutaufnahme und eine einfache Umrüstung zur Mulchmahd. Dabei ist die Abstimmung zwischen Messer- und Gehäuseform von entscheidender Bedeutung für die Qualität und Funktionalität des Mähvorganges, damit das Gras in einem möglichst grossen Schnitthöhenbereich sauber geschnitten, zerkleinert und abtransportiert werden kann.
Schnitt, Ansaugung und Abtransport zusammen funktionieren nur ab einer Drehzahl über 2900 U/min, wenn man davon ausgeht, dass Einflussfaktoren wie Feuchtigkeit, unterschiedliche Wuchshöhen und Wuchsdichten jederzeit problemlos gemeistert werden sollen. Dafür ist eine bestimmte Luftmenge und Luftzirkulation notwendig.
Das Mähergehäuse und die Messer müssen in jeder Schnitthöheneinstellung die Ansaugung von so viel Luft gewährleisten, damit die maximal auftretende Menge an Halmen aufgerichtet, geschnitten, angesaugt, in Schwebe gehalten, in Rotation gebracht und in die Fangvorrichtung abtransportiert werden kann. Die tunnelförmige Gestaltung des Gehäuses und die dem angepasste Messerflügelform tragen dem Rechnung. Ein möglichst geringer Abstand zwischen Messerende und Gehäusewand gewährleistet eine gute Sogwirkung, eine nahezu rückstandsfreie Ansaugung sowie einen problemlosen Abtransport des Schnittgutes.
Voraussetzungen für eine optimale Mulchmahd
Die Mulchmahd erfordert technisch teilweise ganz andere Prämissen, da die Schnittgutaufnahme keine so entscheidende Rolle spielt, die Schnittgutgrösse hingegen schon. Damit die positiven Effekte des Mulchens wie gesünderer Rasen, geringere Bewässerungs- und Düngekosten auch wirklich erzielt werden, müssen einige technische Voraussetzungen gegeben sein.
Da das Schnittgut bei dieser Mähform für viel längere Zeit in Rotation im Mähgehäuse verbleit, sind eine höhere Anzahl der Mähgänge und in den meisten Fällen auch eine geringere Fahrgeschwindigkeit notwendig. Landet bei der klassischen Sichelmessermahd das Gras nach wenigen Rotationen in der Fangvorrichtung, muss der Halm in der Mulchmahd viele Male zerkleinert werden, ehe er so klein und so leicht ist, dass er in die Grasnabe zurückfällt und dort schnell und nicht silierend zersetzt werden kann. Das geschlossene Mähergehäuse verhindert eine schnelle Schnittgutabgabe. Dadurch haben Faktoren wie Feuchtigkeit, Wuchshöhe und -dichte einen viel grösseren Einfluss auf das Mähergebnis. Messer mit mehreren Schnittebenen und Reflektoren zum Abbremsen des Schnittgutes sind sehr hilfreich, beseitigen das Hauptproblem des richtigen Schnittgutabflusses aber nicht. Das nicht homogene Gebilde Rasen und die wechselnden Witterungsbedingungen mit ihren unterschiedlichen Wachstumsfolgen erfordern Feingefühl vom Bediener eines Mulchmähers.
Die auf dem Markt befindlichen Kombimäher sind in den meisten Fällen Heckauswurfmäher, bei denen man mittels Stopfen oder ähnlichem den Auswurfkanal verschliesst. Diese Mäher können ohne Messerwechsel beides nicht gleichermassen gut erledigen und sind deshalb für die professionelle Anwendung nur bedingt geeignet.
Die Robotermähertechnik ist da schon etwas weiter. Diese Systeme messen den Widerstand, der den Messern durch die Grashalme und das Mähgut entgegengebracht wird, und regeln dementsprechend ihre Fahrgeschwindigkeit.
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