Artikel

Durch Rasenkissen mit einer

Durch Rasenkissen mit einer Höhe von maximal 95 cm führen zwei Wege von der roten Wand hinunter zum neu angelegten Natursee.

Gesamtplan Stuttgart-Killesberg.

Gesamtplan Stuttgart-Killesberg.

Die rote Wand wurde im Teilbereich

Die rote Wand wurde im Teilbereich der ehemaligen Aussichtskanzel wieder freigelegt.

Im Wasserlauf wird das Dachwasser

Im Wasserlauf wird das Dachwasser des Neubaugebietes gesammelt.

  • Landschaftsarchitektur

Stuttgart: ein neuer Park mit weichen Wellen und harten Kanten

Der Höhenpark Killesberg in Stuttgart ist seit Anfang Juli 2012 wieder vollständig zugänglich. Er lockt mit einer vergrösserten, attraktiv gestalteten Parkanlage. Der Umzug der Messe 2009 hat die Umgestaltung ermöglicht. Die 10 ha grosse Parkfläche gibt den Bürger-innen und Bürgern Gelegenheit, sich zu erholen, zu entspannen oder zu spielen.

Die Gestaltung des Parks versteht sich als die Verwebung zweier Themen, die den Killesberg prägen: von Menschen bearbeitete Steinbrüche als harte Topographien und weiche, naturnahe Landschaft. Die schroffen, karstigen Formen des ehemaligen Steinbruchs verändern sich im Laufe der Jahre und entwickeln sich zu einer weichen Landschaft, die mit Erde und Grün überzogen ist. Es entsteht nach und nach eine weiche Topographie aus Rasenkissen.

Spiel mit der Wahrnehmung

Beim Durchwandern des Parks lassen die bewegte Topographie und die versenkten Wege eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven entstehen. Die Verfremdung der gewohnten Umgebung durch die Anhebung der Topographie und dazwischen eingeschnittene Wege erzeugen ein überraschendes Spiel mit der Wahrnehmung von Raum und dem menschlichen Massstab.

Der Bezug auf die soziale und naturräumliche Vergangenheit des Orts in Form von Neuinterpretation des Themas Steinbruch, Wellen, Wildnis ist ein Aspekt zukunftsorientierter Gestaltung, das Auslösen neuer Sinneseindrücke mithilfe von Überformung gewohnter Sichtweisen ein anderer. Die Offenheit des Konzepts ermöglicht eine Reaktionsfähigkeit auf die Entwicklung und Strukturierung des Veränderungsprozesses des neuen Quartiers und des Ökosystems auf dem Parkgebiet.

Nachhaltigkeit und Ökologie

Zentral ist auch das Thema der nachhaltigen und ökologischen Entwicklung. So werden Flachdächer und Fassaden der näheren Umgebung wenn möglich begrünt und die anfallenden Dachwasser in einer Zisterne im bestehenden unterirdischen Messegebäude gesammelt, in den See abgeführt und wieder in den Wasserkreislauf eingespeist. Die 3600 m3 fassende Zisterne ist ein Relikt des Untergeschosses der alten Messehalle 5, das statisch gesichert und abgedichtet wurde. Die Rasenkissen bilden durch ihre unterschiedlichen kleinklimatischen Bedingungen Lebensräume für unterschiedliche Flora und Fauna.

Grüne Fuge und rote Wand

Durch Rasenkissen mit einer Höhe von maximal 95 cm, die durch Ansaat von Wildblumenwiesen je nach Jahreszeit unterschiedlich blühen, führen die beiden Rahmenwege von Nord nach Süd hinunter zum neu angelegten Natursee. Ein Wasserlauf, in den die Dachwasser der neuen Bebauung eingespeist werden, durchfliesst die grüne Fuge und mündet im See. Wasserdurchlässige Wege durchziehen den Park und laden ein zum Flanieren und Entspannen. Im Westen entsteht ein Hain aus gemischten heimischen Laubbäumen als räumliche Kante zur Bebauung der angrenzenden neuen Wohnbebauung. Lockere Gruppen von Obstbäumen im Osten gewähren den Blickbezug zum Killesbergpark.

Die rote Wand wurde im Teilbereich der ehemaligen Aussichtskanzel wieder freigelegt. Die Felswand bildet den räumlichen Abschluss und in ihrer Massivität und Kantigkeit den Kontrast zur Weichheit der Hügellandschaft. Vor der Wand zieht sich ein Band mit verschiedenen Stauden, Sträuchern und Gräsern entlang und bildet in seiner Farbigkeit einen zusätzlichen Blickfang als Hintergrund für das gesamte Parkgelände. In einzelnen dieser farbigen Gärten befinden sich zudem Spielangebote. Auch hier dienen Obstbäume und heimische Gehölze als Rahmenpflanzungen und einzelne Blickpunkte.

Spielen im Park

Der Park kann als grosser Spielplatz verstanden werden. Rennen und Hüpfen auf dem Wegenetz und über die bewegte Landschaft übt eine grosse Faszination für Kinder aller Altersgruppen aus. Neben diesem flächenübergreifenden Spielangebot kann auf den Rasenkissen, die in grossen Teilen die Fläche von Kleinspielfeldern aufweisen, Ball, Federball, Frisbee u. a. gespielt werden. Der Wasserlauf mit seinen unterschiedlichen Aufweitungen und Fliessgeschwindigkeiten übt eine weitere Faszination auf Kinder aus.

Projektdaten


• Entwurf: ARGE Zukunft Killesberg; Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten GmbH
• Ausführung: Pfrommer+Roeder Landschaftsarchitekten
• Planungs- und Bauzeit: 2008 bis 2012; Baustart ab 2009 mit dem Abriss der Messehallen
• Auftraggeber: Stadt Stuttgart
• Fläche: ca. 10 ha

Ein Blick zurück

Die Geschichte des Höhenparks Killesberg hat ihren Ursprung in der industriellen Nutzung des Areals als Steinbruch. Bekannt als «Stuttgarter Werkstein» wurde der Schildsandstein lange Zeit intensiv abgebaut und hinterliess eine schroffe künstliche Topographie wie eine offene Wunde in der Landschaft. Zeugnis davon gibt heute noch die «rote Wand», deren leuchtend roter Sandstein eine sichtbare Abbruchkante markiert.
1939 bewarb sich die Stadt Stuttgart für die Reichsgartenschau mit dem visionären Gedanken, das Areal zu sanieren, zu integrieren und mit einem Verkehrskonzept und landschaftsplanerischer Neuordnung der Bevölkerung als Grünraum zugänglich zu machen. Von Hermann Mattern konzipiert, gilt der Park bis heute als einziges gut erhaltenes Beispiel für die Gartenbaukunst der 1930er- Jahre mit einem ausgeklügelten Konzept zum Erhalt der Grundstrukturen der Landschaft und mit wechselnden Sichtachsen und Ausblicken. Die Bedeutung der Parkanlage als Naherholungsort für die Bevölkerung wird sichtbar in den Bemühungen, den Höhenpark Killesberg unter Denkmalschutz zu stellen, zu einer Zeit als das Gartendenkmal noch gar kein Bestandteil des Denkmalschutzgesetzes war.
Die Erweiterung des bestehenden Höhenparks Killesberg wurde möglich durch den Abriss des Messegeländes, das diesen bislang nach Süden begrenzte. Arge Zukunft Killesberg

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Ausstellungen

Mustergültig, vorbildlich, vollkommen – so beschreibt das Lexikon den Begriff «ideal». Mit der fordernd-provokativen Vorgabe «Der ideale Garten» war…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Veranstaltungs-Tipp

Im Herzen des Dreiländerecks feiert die Landesgartenschau in Neuenburg am Rhein (D) ein besonderes Gartenfest. Ein buntes Blütenband verbindet die…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Aus- und Weiterbildung

An der Schnittstelle von Planung und Umsetzung erarbeiteten die Studierenden der Technikerklasse der Höheren Fachschule (HF) an der Gartenbauschule…

Weiterlesen

  • Nachhaltig konkret
  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur

Die Wohnanlage «In den Bäumen» in Egg ZH wurde mit dem Innovationspreis der Sophie und Karl Binding Stiftung ausgezeichnet. Die nachhaltige…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur

Der Remisepark ist ein attraktiver Grünraum, versteckt im Zentrum der Wohnsiedlung Urbanplanen in Kopenhagen. Zwischen den grossen Gebäuden wachsen…

Weiterlesen

  • 4.0 – Digitalisierung heute und morgen
  • Landschaftsarchitektur

«BIM im Klartext» – unter diesem Titel lud die Firma ComputerWorks AG aus Münchenstein Planende Ende August zu einer Tagung ins Kino Kosmos in Zürich.…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Publikationen
  • Umwelt

Die Auswirkungen des Klimawandels in der Schweiz verstärken sich, wie die jüngsten Hitzewellen und verheerenden Hochwasser deutlich zeigen.…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Auszeichnungen
  • Biodiversität
  • Organisationen

Der höchstdotierte Biodiversitätspreis der Schweiz geht dieses Jahr an den Verein Cittadini per il Territorio, der im dicht besiedelten Mendrisiotto…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Web-Tipp
  • Biodiversität
  • Internet

Zwei neue Webtools ermöglichen es, Planungs- und Bauprozesse mit einfach messbaren Kennwerten und erprobten Werkzeugen zu optimieren, um ökologisch…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Wettbewerbe

Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (SIA) hat einen neuen Wettbewerb geschaffen: Damit werden alle zwei Jahre Projekte in der ganzen…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Wettbewerbe

Die fünfte Ausgabe des Internationalen Gartenfestivals Radicepura 2025 auf Sizilien steht unter dem Motto «Chaos (und) Ordnung im Garten». Im hierfür…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Veranstaltungs-Tipp

Die Kunstinstallation «Arena for a Tree» will die Auswirkung verschiedener Bäume auf die Umwelt zeigen und ist bis am 31. Juli im Rahmen der Biennale…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur

In Bern wurde gestern die Plattform walkable.ch vorgestellt. Auf dieser können interessierte Personen Meldungen zum Wegnetz der gesamten Schweiz…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Buch-Tipp

Diese Publikation untersucht Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Landschaftsarchitektur in Frankreich und Deutschland.

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Auszeichnungen
  • Organisationen

Der Schweizer Heimatschutz zeichnet die Stadt Bern für die Sanierung des stark vernachlässigten Freiraums am Hang aus, der von Gartendenkmalpflege und…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Wettbewerbe

Die Vorbereitungen zur Pflanzen- und Blumenmesse beginnen mit einem Wettbewerb zum Thema «Wiedergeburt», der sich an Landschaftsarchitekten und…

Weiterlesen

  • Garten- und Landschaftsbau
  • Landschaftsarchitektur
  • Wettbewerbe

Der Preis «Gärten des Jahres» gilt als die renommierteste Auszeichnung im deutschsprachigen Raum für herausragende Gartenprojekte von…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Publikationen

In Deutschland hat der «Städtedialog Gebäudegrün» nach einer Laufzeit von zweieinhalb Jahren seinen Abschluss gefunden. Die im Rahmen dieses Projekts…

Weiterlesen

  • Landschaftsarchitektur
  • Organisationen

Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SF-LP) ernennt die Weilerlandschaft am Frienisbergplateau zur Landschaft des Jahres 2024. Die SF-LP honoriert…

Weiterlesen

  • Stadtgrün
  • Landschaftsarchitektur
  • Publikationen

Um das Potenzial von Begegnungszonen in Wohnquartieren auszuloten, wurde im Sommer 2022 je eine Strasse in Zürich und Bern mit Anwohnenden temporär…

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

12/2024

ÖGA-Spezial: Vorschau auf den Branchenevent
Novartis Campus: vielfältige Aussenräume
Hotspot der Biodiversität: majestätische Königskerzen  
Partnerschaft für naturnahe Lebensräume

 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

Botanica 2024

26 botanische Gärten in der ganzen Schweiz machen auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam und zeigen auf, wie jede und jeder durch eine naturnahe Garten- oder Balkongestaltung selbst einen Beitrag zum Schutz der Insekten und Artenvielfalt leisten kann. Auf dem Programm stehen über 60 Führungen, Workshops und Exkursionen zum Thema «Einheimische Garten- und Balkonpflanzen». Weitere Infos: www.botanica-suisse.org

08.06.2024  –  07.07.2024
Rasen – OHSymposium
Gelände und Gebäude Braunvieh Schweiz, Zug

Das Fachseminar widmet sich der Zukunft des Rasens und gibt Einblicke in die Welt des Rasens und der Sportplatzentwicklung. Aus dem Programm: Kompost in Rasenflächen (Dr. sc. ETH Jacques Fuchs, FiBL-Spezialist); Stressmanagement: Stresstoleranz und Vitalisierung steuern (Dr. Fritz Lord, Compo Expert); Bodenverdichtungen – das grösste Übel auf Fussballplätzen (Dr. dipl.-Ing. agr. Harald Nonn). Veranstalter: OHS Otto Hauenstein Samen und Schulungspartner. 
Detailprogramm und Anmeldung

13.08.2024 08:00  –  16:50

Submissionen

Region Aargau
Neubau Bildung und Verwaltung
Anforderungsfrist: 12.07.2024
Region Aarau
Neubau Pflegeheim Herosé, Aarau
Angebotsfrist: 04.07.2024
Region Bern
Schullandschaft Stalden (SLS), Konolfingen
Angebotsfrist: 04.07.2024