«Für dieses Jahr sind wir ausgebucht. Es laufen bereits Reservationen für 2017 und 2018. Besonders gefragt sind die Samstage», erklärt Andreas Baumann, Geschäftsführer der Baumann baut Gärten AG in Thalwil. Eindeutiger könnte wohl kaum bewiesen werden, dass die Vermietung des Traumgartens eine erfolgreiche Geschäftsidee ist. Sind es samstags hauptsächlich Hochzeiten, feiert man sonntags im Traumgarten Geburtstage und unter der Woche nehmen Firmen und Vereine die Gelegenheit wahr, hier Jubiläen und Seminare durchzuführen. «Von April bis Oktober ist hier sehr viel los», erklärt Baumann.
Das Ende der Baumschule
Der grosszügig angelegte Traumgarten mit imposantem Baumbestand ist der Rest der ehemaligen Baumschule und hat eine Gesamtfläche von 10 000 m2. 1932 gründete Ernst Baumann den Gartenbaubetrieb in Thalwil. «Mein Grossvater war damals noch mit Fahrrad und Anhänger unterwegs», erzählt Andreas Baumann. Von einem benachbarten Bauern habe der Grossvater immer wieder Land erwerben können, auf dem er eine Baumschule aufzubauen begann. 1956 trat Christoph Baumann in den väterlichen Betrieb ein und erweiterte das Gartenbauunternehmen und die firmeneigene Baumschule in Thalwil und Schönenberg. 1997 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und mit Andreas Baumann übernahm die dritte Generation das Geschäft.
Inzwischen konnte die Baumschule den Ansprüchen der Kundschaft nicht mehr genügen. «Was im Sortiment war, wollten die Kunden nicht. Was die Kunden wollten, war nicht im Sortiment», erklärt Baumann. Es stellte sich die Frage, was mit dem Baumschulgelände – mit teilweise über 80-jährigen Buchen und Eichen – geschehen soll.
In einem ersten Schritt entstand ein Schau- und Mustergarten. Noch heute können über 150 Belägemuster (nummeriert) begutachtet werden. «Schaugärten sind eher eine defizitäre Angelegenheit», meint Baumann. Zudem könne der Leistungsumfang der Firma zu wenig breit präsentiert werden. Die Idee vom Traumgarten sei schliesslich bei einem Grillplausch mit Kollegen in der aussergewöhnlichen Atmosphäre des Schaugartens entstanden, von der mehr Leute profitieren sollten. Baumann begann zu planen und seine Mitarbeitenden setzten die Ideen jeweils in der etwas «flaueren» Winterzeit um.
Feiern und verweilen im Eventgarten
Entstanden ist so nach und nach eine Anlage, die zum Feiern, aber auch zum Verweilen einlädt. Geschwungene Wege verbinden grössere Rasenflächen mit kleinen mystischen Nischen und führen vorbei an Wasserspielen, einem Koi- und einem Bioschwimmteich. Während die Erwachsenen auf einem Golfparcours den Abschlag üben, tollen die Kinder nebenan auf dem Spielplatz. «Der Japangarten ist ein beliebter Ort für Trauungen und Fototermine», betont Baumann.
Nebst dem Holzpavillon (10 x 10 m) steht mit einem weissen Partyzelt ein weiterer gedeckter Bereich zur Verfügung, sei es für den Aperitif, das Sommernachts-Dinner oder den kreativen Workshop. An heissen Tagen können die Seitenwände des Zeltes komplett geöffnet werden. Ein zusätzliches Zelt sowie ein Pizzaofen, Grill und Smoker stehen u. a. dem jeweiligen Cateringservice zur Verfügung. Gesorgt ist auch für den musikalischen Rahmen – zumindest in technischer Hinsicht. «Livebands sind leider nicht möglich, da der Traumgarten direkt an ein Wohngebiet grenzt. Die Musikanlage ist so eingestellt, dass die Nachbarn nicht gestört werden», erklärt Baumann.
Der Traumgarten kann für 5500 Franken pro Tag gemietet werden, unabhängig von der Nutzungsdauer (1 bis 12 Stunden) und der Gästezahl. Pro Tag wird lediglich eine Vermietung angenommen. Im Preis inbegriffen sind die Benutzung der gesamten Anlage (inkl. 20 Parkplätze auf dem Gelände) sowie das vorhandene Aussenmobiliar (ca. 25 Sitzplätze). Weiteres Mobiliar und Anlass-Infrastruktur können je nach Bedürfnis hinzu gemietet werden. Mietanfragen erhält Baumann aus der ganzen Schweiz, ohne gross Werbung zu machen. «Wichtig ist der Eintrag im Internet unter www.eventlokale.ch», meint Baumann.
Auswirkungen auf das Tagesgeschäft
Nebst der Funktion als «Eventberater» ist Baumann hauptsächlich GaLaBauer, ganz dem Firmennamen Baumann baut Gärten entsprechend. Die Teiche sowie Natursteinmauern und -wände in unterschiedlicher Gestaltung im Traumgarten weisen auf die Spezialgebiete der Firma hin. Über die grosse Pflanzenauswahl an den verschiedenen Standorten bieten sich laut Baumann im Gespräch mit Gästen oft Anknüpfungspunkte für das Tagesgeschäft. Der Traumgarten ist während der Geschäftszeiten und an den Wochenenden, wenn keine Anlässe stattfinden, öffentlich zugänglich.
Baumann baut Gärten beschäftigt 20 Mitarbeitende und ist im Bereich Neuanlagen (keine Grossüberbauungen) und Gartenunterhalt hauptsächlich in der Region Thalwil tätig. «Vereinzelt gibt es auch Aufträge auf der anderen Seeseite», erzählt Baumann, «wir pflegen beispielsweise den Garten von Tina Turner.» Die Unterhaltsequipe ist nach den Events jeweils auch im Traumgarten aktiv. Werden neue Ideen umgesetzt, sind die Mitarbeitenden an der Realisierung beteiligt, beispielsweise beim Bau des Weidentempels im März 2015.
Highlight Weidentempel
Unter der Anleitung der Baukunstgruppe «Sanfte Strukturen» (www.sanftestrukturen.de) wurde der Weidentempel im letzten März durch die Gärtner von Baumann baut Gärten und mit der tatkräftigen Unterstützung von Thalwiler Schulklassen gepflanzt. Das vom Architekten Marcel Kalberer entworfene, kreisrunde, im Durchmesser 15 m grosse und 10 m hohe Bauwerk wurde aus lebenden Weidenruten gebaut, die 80 cm tief im Boden stecken und dort neue Wurzeln bilden. Für den Kern wurde laut Baumann zusätzlich Astwerk vom Winterschnitt verwendet. Er ist überzeugt, dass sich in 80 Jahren pro Bündel ein Weidenstamm in der gewünschten Form entwickelt hat.
Der Weidentempel ist für Hochzeiten, Trauungen und Veranstaltungen bis zu 200 Personen konzipiert. Durch verschiedene Eingänge erreichen die Besucher den 175 m2 grossen Kuppelraum. In zwei bis drei Jahren kann bei dem zu erwartenden Wachstum ein mobiles, regenfestes Segel in die Kuppel eingespannt werden.
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