Mit dem Orkan «Lothar» rückten ausserordentliche Naturereignisse als Waldgestalter ins öffentliche Bewusstsein: «Die Sturmböen veränderten die Wälder in wenigen Stunden stärker, als es Forstbetriebe in 2–3 Jahren tun», sagt der Waldökologe Thomas Wohlgemuth (WSL). Wenn kräftige Stürme auf grossen Flächen Wälder umwerfen, folgen in fichtenreichen Beständen fast immer Borkenkäferkalamitäten. Nach «Lothar» zeigten Studien der ETH Zürich und der WSL, dass eine schnelle Räumung des Sturmholzes und die frühzeitige Nutzung von stehenden, mit Käfer besiedelten Fichten weiteren Befall reduziert.
Dort wo der Wald vor 20 Jahren am Boden lag, stehen heute wieder 10 bis 15 Meter hohe Jungwälder. Die Untersuchungen der WSL zeigen, dass nach dem Sturm generell Pioniergehölze wie Weiden, Birken und Vogelbeeren sowie jene Baumarten überwiegen, die vor einem Sturm dominierten. Im Mittelland und in den Voralpen wächst vor allem die Buche nach, in höheren Lagen die Fichte. Doch die Wälder sind artenreicher als früher. «Vieles deutet darauf hin, dass hier klimarobuste Wälder nachwachsen, mit zusätzlichen Arten wie Eiche, Kirschbaum und Spitzahorn», sagt der Forstwissenschafter Peter Brang (WSL). Denn diese Baumarten vertragen Trockenheit besser als Buche und Fichte. Es ist verblüffend: Katastrophal anmutenden Störungen können in einer solchen Situation also langfristig stabilisierend wirken.
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