Artikel

  • Gastkolumne

Albtraum

Viele Kolleginnen und Kollegen, die mich kennen, wissen, dass ich manchmal etwas überheblich bin. Kürzlich hatte ich sogar einen Traum, in dem ich mich in der Rolle des lieben Gott im Himmel wiederfand. Ich hatte Sprechstunde und es wartete eine lange Kolonne Eltern, die ihr Kind retournieren wollten.

Alle Eltern waren unzufrieden. Die einen fanden ihre Kinder nicht schön genug, andere zweifelten an deren Intelligenz und wieder andere waren wütend, weil ihre Kinder unfreundlich seien. Ich versuchte, jedem Elternpaar zu erklären, dass ich vollstes Verständnis hätte und die Erziehung eine grosse Herausforderung sei. Auch liege es in der Natur der Schöpfung, dass nicht immer alles perfekt ist. Alle Erklärungen halfen nichts. Ich bzw. der liebe Gott sei Schuld, denn sie als Eltern hätten bei der Erziehung alles richtig gemacht. Ausserdem hätten Sie noch andere Kinder und diese seien hoch intelligent, super freundlich und wunderschön. Es könne nicht ihr Fehler sein, dass das eine Kind nicht zufriedenstellend sei. Als Beweis wurden die Nachbarn herangezogen, die einer anderen Religion angehörten und deren Kinder perfekt herausgekommen seien. Und sie hätten Bekannte, die auch meiner Religion angehörten und deren Kinder seien ebenfalls schlecht herausgekommen. Der Fehler müsse somit eindeutig bei mir oder in meinem Himmel liegen.

Am Tag darauf meldete sich die Stiftung für Konsumentenschutz. Eltern hätten ein Rückgaberecht für Kinder, die nicht den Erwartungen der Erzeuger entsprechen. Ich solle dies gefälligst mit meinen irdischen Vertretungen organisieren oder im Himmel für eine bessere Qualitätskontrolle sorgen. Gleichzeitig meldete mir die himmlische Marketingabteilung, dass sich in den sozialen Medien ein Shitstorm anbahne. In den Onlinebewertungsportalen hagle es schlechte Bewertungen bezüglich der Qualität der von uns erschaffenen Geschöpfe. Man drohe uns mit dem «Kassensturz» und erwarte Garantieverlängerung bis nach dem Teenageralter und bei Unzufriedenheit kostenlosen Ersatz.

Schweissgebadet wachte ich auf. Es war zum Glück nur ein Albtraum. Am Tag zuvor hatte ich einfach besonders viele Kundinnen und Kunden zu betreuen, deren bei uns im Gartencenter teuer gekaufte Pflanzen trotz perfekter Pflege plötzlich abgestorben sind. Glücklich, dass ich nicht der liebe Gott bin, schlief ich friedlich wieder ein und ersetzte am nächsten Tag ebenso glücklich erneut zahlreiche ersäufte Sommerflorpflanzen – anstandslos und mit einem Lächeln. Amen.

Kommentare und Antworten

×

Name ist erforderlich!

Geben Sie einen gültigen Namen ein

Gültige E-Mail ist erforderlich!

Gib eine gültige E-Mail Adresse ein

Kommentar ist erforderlich!

Google Captcha ist erforderlich!

  • Gastkolumne

Mindestens einmal im Jahr steht es an: das Mitarbeitergespräch. Es ist eines der wichtigsten Instrumente in der Personalführung. Es bietet viele…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Beim Zusammentreffen von Menschen, die neugierig in die Zukunft blicken, werden sich kleine und grosse Ideen vervielfachen, frei interpretiert nach…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Zwei Wochen ist es her, in unserem Büro, im Werkhof in Bubikon, begeistern «Rebecca and the Sophistocats» mit unverwechselbaren Songs, Marco Caduff…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

In Schottland gibt es viele verschiedene Bezeichnungen für die unzähligen Varianten von Regen. Eine Abfolge dieser Vielfältigkeit veranlasste mich,…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Am Roten Meer, damals vor 36 Jahren, lernte ich auf meiner ersten grossen Reise eine junge Schweizerin kennen, die gerade im Begriff war, einen…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Kürzlich hat mich ein Handelspartner vulgo. Lieferant ausgelacht. Ich hatte mich erdreistet zu behaupten, dass im Pflanzenschutzmarkt eine Bereinigung…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Der öffentliche Raum ist ein begehrter Ort: Autostellflächen, Fahrradwege, Bänke, Schilder, Bushaltestellen, Kantonsstrassen und Quartierparks sollen…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Alle Welt streitet sich um die Einschätzung der «Giftigkeit» des Wirkstoffs Glyphosat. Doch niemand fragt nach der «Giftigkeit» von anderen…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Hansueli Kobel

Täglich sollten, müssen viele Aufgaben gleichzeitig erledigt werden. Wichtiges kommt zuerst. Das würde wohl jeder, jede so unterschreiben. Im Alltag…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Stéphanie Perrochet  Landschaftsa

Der Boden ist eine in menschlichen Zeitmassstäben nicht erneuerbare Ressource, Basis der Nahrungsproduktion, weltweit wichtiger Kohlenstoffspeicher…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Erwin Meier-Honegger

Es ist immer dasselbe: Anlässlich der Jahresgespräche mit Lieferanten wird die Frage nach dem Erfolg oder Misserfolg im zurückliegenden Jahr…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

In gut einem Monat werden landauf und landab wieder gute Vorsätze gefasst – das neue Jahr soll anders, besser werden. Hohe Ansprüche können…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Erwin Meier-Honegger

In der BBC Two Gartensendung «Gardeners World» vom 18. Juli 2018 hat seine königliche Hoheit Prinz Charles vor Gefahren durch neue Krankheiten und…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Cartoon: zvg von www.pflanzenfreun

Das war ein hässlicher Start ins Frühjahr: Im März zählten wir im Gartencenter um 20 Prozent weniger Kundinnen und Kunden und deren Einkaufskorb (der…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Stéphanie Perrochet

«Landschaft ist, wo Himmel und Erde sich berühren». Der Buchtitel von Michel Corajoud ist eine der schönsten Definitionen dieses Objekts, das dem…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Erwin Meier-Honegger

Kurz vor Weihnachten kündigte der US-Präsident Donald Trump an, dass er den Mond besiedeln und den Mars erobern will. Diese Nachricht erreicht mich in…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Stéphanie Perrochet

Grüne Freiräume in der Stadt erfüllen zahlreiche Grundbedürfnisse des Menschen. Neben ihrer positiven Wirkung auf die körperliche und psychische…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Erwin Meier-Honegger

Unabhängig voneinander war ich in den vergangenen Wochen in mehrere Gespräche verwickelt, in denen die Herausforderung der Suche nach einer Nachfolge…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

«Schau, Leberblümchen, wunderbar dieser blaue Teppich! Da gibt es auch weisse und rosafarbene dazwischen! Müsste man direkt ausgraben...» «Aber das…

Weiterlesen

  • Gastkolumne

Niklaus von Fischer

Diese Redensart wird oft zitiert, aber die Gleichung ist definitiv falsch. Genau das Gegenteil ist der Fall: entweder haben wir Zeit oder Geld. Der…

Weiterlesen

Aktuelle Ausgabe

21/2024


Vertikalbegrünung: Bodenloses Grün im urbanen Raum

Retentionsgründach: Rund ums Dach – der Schwamm

Kantonsspital St. Gallen: Der Dachgarten – Lebensraum für viele

Materialumschlag aufs Dach: Per Luftstrom, Kran und Helikopter

 

Zur Ausgabe E-Magazine

Newsletter Registration

Frau  Herr 

Agenda

«Stadtgrün»
Stadtgärtnerei – Zentrum für Pflanzen und Bildung Sackzelg 27, 8047 Zürich

Die Ausstellung «Stadtgrün» zeigt konkrete Projekte aus dem gleichnamigen Förderprogramm. Zudem gibt es Arbeiten von Studierenden der ZHAW, ETH und OST zu sehen.
Öffungszeiten: täglich 9 bis 17.30 Uhr.

23.11.2024 00:54  –  19.01.2025 00:00
Naturgartentag 24: Symbiosen im Natur- und Biogarten
ZHAW, Campus Grüental, Grüentalstrasse 14, 8820 Wädenswil

Pilze, Flechten und Orchideen stehen im Fokus am diesjährigen Bioterra-Naturgartentag. Podiumsdiskussin mit Axel Fischer (VSSG), Daniel Labhart (Biogärtner), Stefan Nänni (Grünwerk), Nathalie Baumann (ZHAW) zum Thema «Biodiversität – wie weiter?». Kosten: Fr. 220.–, Mitglieder Bioterra: Fr. 190.–, Studierende: Fr. 100.–.
Weitere Informationen und Anmeldung.

29.11.2024 08:30  –  17:00
Lehrgang Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt
ZHAW Life Sciences und Facility Management, Campus Grüental, 8820 Wädenswil

Im Fokus stehen gesamtheitliche Konzepte, für resiliente, hitzemindernde und wassersensible Freiraumgestaltung. Der Lehrgang zur Fachperson Vegetationstechnik in der Klima- und Schwammstadt (6 ECTS) dauert 12 Monate (inkl. Projektarbeit). Die 24 Präsenztage fallen voraussichtlich auf den Donnerstag. Der Unterricht findet von 9 bis16 Uhr statt (6 Lektionen à 45 Minuten). Kosten: Fr. 5900.–.
Weitere Infos und Anmeldung

09.01.2025  –  09.12.2024

Submissionen

2540 Grenchen SO
Anforderungsfrist: 06.12.2024
Spielplatzunterhalt
Anforderungsfrist: 09.12.2024