Die Anzahl öffentlicher Räume nimmt durch den Verdichtungsdruck ab. Zudem werden sie immer häufiger auf eine Art gestaltet, die sie für Kinder weniger nutzbar machen. Das freie, auch mal laute und wilde Spielen draussen mit Freunden ist für viele Stadtkinder heute zum Luxus geworden. Orte zum Ästesammeln und Spielhüttenbauen sind kaum mehr vorhanden. Ungestörtes Basteln mit Blättern, Holz und Kies gehört nicht mehr zu den alltäglichen Aktivitäten von Kindern im Vorschulalter. Hinzu kommt die Verkehrsgefahr: Eltern, die an stark befahrenen Strassen wohnen, können ihre Kinder erst «frei laufen lassen», wenn diese den motorisierten Verkehr im Blick haben. Autonomieentwicklung und Naturerfahrung der Kinder werden dadurch verzögert oder verhindert.
Gedacht und geschrieben wird über das Thema seit Langem. Heute sind in der Angebotsqualität der Spielräume für Kinder grosse Unterschiede zwischen den Gemeinden feststellbar. Somit wäre es begrüssenswert, wenn die Gemeinden mehr voneinander lernen. Wissenschaftliche und planerische Grundlagen sowie mehrere praxisorientierte Merkblätter stehen den Planenden zur Verfügung. Die Webseite der VSSG (unter Top-Themen: Kinder im Stadtraum) listet hilfreiche Literatur auf.
Trotzdem: bei der Stadt- und Quartierplanung kann in Bezug auf die kinderfreundliche Gestaltung vieles schieflaufen. Der hohe Baudruck, die neue gesetzliche Verpflichtung zur Innenverdichtung und die beschränkten finanziellen Mittel können dazu führen, dass bei Verhandlung und Projektentwurf schon mal etwas unter den Tisch fällt. Auch haben Kinder bei der Planung nur selten eine Stimme. Die kinderfreundliche Gestaltung der Stadt sollte bei Planenden und grünen Ämtern noch stärker in den Vordergrund gestellt werden. Eine gute Mitwirkung kann dabei unterstützen. Man möchte ihnen zurufen: Vergesst das Kind in euch nicht! Wir bauen für morgen, und von den Kindern hängt unsere Zukunft ab!
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