In diesem «Google der Vergangenheit» begab ich mich auf Spurensuche nach Literatur rund um die schottische Regenkunde. Die eindrückliche Vielfalt an Titeln – 4549 an der Zahl, wie mir die Archivarin später verriet – liess mich ähnlich rasch von meinen Suchzielen abschweifen wie beim Surfen im Internet. Das scheint irgendwie ein älteres Phänomen zu sein. Anhand der Exlibris (ein in Bücher eingeklebter Zettel oder ein Stempel, der zur Kennzeichnung des Eigentümers dient, auch Buchmarke genannt) war es einfach, die Bücher der Dame oder dem Herrn des Hauses zuzuordnen. Die Exlibris des Herrn widerspiegelt seine Überzeugung, dass Bildung Klarsicht bringt: «Let there be light». Besonders angetan war ich aber von der Exlibris der Dame: «The hand that rocks the cradle rules the world» – die Hand, die die Wiege rockt, ist die Hand, die die Welt bestimmt. Was für eine motivierende und denkwürdige Aussage – auch für die heutige Zeit, in der Kindererziehung ein Politikum ist.
Jedes Buch, das mir in die Hände kam, schien mir die frühere Eigentümerschaft näherzubringen. Ich glaubte, deren Gedanken, Wünsche und Ideen immer besser zu kennen. In mir keimte der Gedanke, dass ich drauf und dran sei, den Google-Algorithmus zur Identifizierung der geheimsten Interessen von Nutzerinnen und Nutzern zu entschlüsseln. An diesem Feuer der Euphorie war eine Hotelangestellte allerdings nicht ganz unschuldig: Sie kam immer wieder durch die Bibliothek, um am Kaminfeuer im Nebenzimmer ein Scheit nachzulegen. Und sie war so nett, gleichzeitig immer auch mein Whiskyglas nachzufüllen. «Let there be light!»
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