Weil der Bauherrschaft durch die unvermeidlichen Bauverzögerungen schon fast der Geduldsfaden reisst, gibt sie leicht einer schnellen Lösung den Vorzug, koste es, was es wolle. Der Stossseufzer «Ach, was soll's – wir leisten uns das jetzt – wenn nur endlich alles fertig wird!» ist der neue Standard.
Besonders auffällig zeigt sich dieser Mechanismus bei der Pflanzung von Bäumen. Mit grossem organisatorischem und finanziellem Aufwand werden Exemplare gesetzt, die schon fast die in den Visualisierungen dargestellte Endgrösse aufweisen. Die Baumschulen haben einen beachtlichen Vorrat an sogenannten «Solitären» in riesenhaften Gebilden von Containern aus Armierungsgittern, Holz oder Kunststoff. Auf den Etiketten stehen in aller Selbstverständlichkeit Preise im hohen vierstelligen Bereich. Und die Kosten von Transport, Pflanzvorbereitung, Pflanzung und Verankerung kommen auch noch dazu. Zugunsten einer konkurrenzfähigen Offerte oder einer guten Marge werden die Gehölze für umfangreiche Pflanzungen sogar aus entfernten Ecken Europas herangekarrt. Dann bleibt nur noch die Hoffnung, dass alles gut geht. Keiner verzichtet gerne auf den teuren Kompromiss, wenn die Zeit knapp wird. Denn dass man ausgewachsene Bäume verpflanzen kann, ist mindestens seit Fürst Pückler bekannt.
Wir haben aber alle gelernt, dass wüchsige Jungpflanzen leichter anwachsen und sich am definitiven Standort schnell und gesund entwickeln, wenn wir sie in der optimalen Jahreszeit an einen passenden Standort setzen. Ein paar Jahre Geduld und schon überflügeln sie die aufwändig gesetzten Grossbäume. Darum ist «Geduld bringt Rosen» fachlich auf jeden Fall die bessere Redensart!
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