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Michael Burri bei der Siegerehrung der von Sabine Venica (rechts) als Familienprojekt angelegten Blumenwiese.

Johannes Burri lobte den Gräserhorizont der «Ossinger Wiese».

  • Auszeichnungen

Lebendiges Kulturgut

Als Gewinnerin aus 33 Nominierten beim zweiten Wildblumencup von UFA Samen auserkoren wurde die Blumenwiese von Sabine Venica in Ossingen. Diese kommt dem Bild der Heuwiese bzw. Fromentalwiese am nächsten. Was dieses lebendige Kulturgut auszeichnet, wurde im Rahmen der Siegerehrung am Wiesenfest erläutert.

«Wenn eine Wiese singt, duftet, die Gräserhalme schwingen, dann ist das Resultat gut», schwärmt Johannes Burri inmitten der «Ossinger Wiese» stehend. In seiner über 30 Jahre langen Tätigkeit in der Wildblumenabteilung bei UFA Samen hat er lange vor dem derzeitigen Hype der Blumenwiesen in Fachkursen und -exkursionen zahlreiche Berufsleute mit seiner Begeisterung für Wildblumen angesteckt. In seine Fussstapfen beim Samenlieferanten tritt sein Sohn Michael Burri, Agronom. Johannes Burri verlegt seinen Fokus zur Hauptsache auf die Wildblumensamenproduktion, die auf 50 Produzenten und 100 ha angewachsen ist. 

Gräser sind das Rückgrat 

Bei der Flächenbegehung der 33 im Frühjahr 2020 mit Samen von UFA von Privat- und Berufsleuten angelegten Blumenwiesen liessen sich die Juroren nicht von der Blütenfülle blenden. «Der Gräserhorizont ist das Rückgrat einer Blumenwiese. Es gilt: «Gräser (60 bis 70 %) und Blumen (30 bis 40 %), nicht Blumen und Gräser», betonte Burri. Das engt die Wildblumenvielfalt nicht ein: 24 Blumenarten und sieben Gräserarten wurden in der «Ossinger Wiese» gefunden. Die Artenzahl war nebst der Struktur eines der Bewertungskriterien und Heuwiese statt Ruderalflora das Ziel beim Gesamteindruck.

Obschon das gleiche Saatgut von UFA ausgebracht wurde, das war die Vorgabe, sei es nicht möglich, zwei gleiche Wiesen anzulegen, wie Burri im Hinblick auf die eingeschränkten Vergleichsmöglichkeiten des Wettbewerbs einräumte. Schliesslich ist jede Wiese ein Unikat. Jedes Jahr stellt sich ein anderes Bild ein, das massgeblich durch den Schnittzeitpunkt beeinflusst wird. Dabei setzte Sabine Venica bei ihrer Wiese im letzten Jahr auf einen gestaffelten Schnitt: Mitte Juni die eine, Ende Juni die andere Hälfte. Das Heu verfüttert sie den Eseln, die von der gelernten Landwirtin auf dem ehemaligen bäuerlichen Betrieb der Eltern gehalten werden. Zudem wurde ein für viele Insektenarten wertvoller Streifen Altgras stehen gelassen. Die Staffelung des Schnitts erwähnte Burri als Wunschziel im Hinblick auf den bevorstehenden nationalen Heutag  am 15. Juni, «wenn wieder alles Ökoheu gleichzeitig am Boden liegt».  
Das Wetter muss mitspielen. Das Zusammennehmen mit dem Rechen bei schönem Wetter ist Voraussetzung, dass der Samen ausfällt. Die Ausbeute ist beachtlich. Das Zehnfache der Aussaatmenge wird generiert. Bei einer Aussaatmenge von 2 g/m2 fallen 20 g reiner Samen an, wie dies Michael Burri in seiner Bachelor­arbeit zu verschiedenen Verfahren der Schnittgutübertragung eruierte. 

Die Teilnehmenden mussten das Vorgehen protokollieren. Die Siegerwiese, auf der einst Kühe weideten, wurde gepflügt, zwei Mal mit der Kreiselegge bearbeitet, nach dem Setzenlassen von Hand gesät und anschliessend angewalzt. Im ersten Jahr wurden vier Säuberungsschnitte ausgeführt. Die «Ossinger Wiese» verglich Burri mit einem Baby, das über alle Erbeigenschaften verfügt. Jetzt sei Erziehung nötig, in zehn Jahren der Charakter erkennbar und in 20 Jahren zeige sich, was aus der «coolen Ossinger Blumenwiese» geworden ist. Alle Teilnehmenden erhielten 1 kg Wildblumensaatgut. Der erste Preis wurde mit 5000 Franken ausgezeichnet. Nächstes Jahr wird der dritte Wildblumencup ausgeschrieben.  |

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