Beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) wird heute nicht mehr von einem Torf-ausstiegskonzept, sondern von einem Torfreduktionskonzept gesprochen. Ziel sei es, Massnahmen zu gestalten, um den Torfimport und die Torfverwendung in der Schweiz zu reduzieren. Das erklärte Alberto Hernández vom BAFU, der den Zierpflanzenproduzenten die Ergebnisse einer im Sommer durchgeführten Datenerhebung präsentierte.
Torfreduktion: Bedürfnisse der Branche sollen berücksichtigt werden
Basierend auf den gemeldeten Volumen von 55 wichtigen Importeuren in den Bereichen Erde, Setzlinge/Jungpflanzen undclass="s2">Zierpflanzen schätzt das Bundesamt für Umwelt den jährlichen Totalimport von Torf auf 524 000 m3, wobei die Hauptanteile auf den Detailhandel (32 %), den Gemüse- und Früchteanbau (28 %) sowie den Zierpflanzenanbau (17 %) entfallen. Man sei bestrebt, mit den einzelnen Branchen Gespräche zu führen, um eine praktikable Torfreduktion zu erzielen, betonte der Referent. Es gehe darum herauszufinden, was in welcher Zeit möglich sei und was nicht.
Damit negative Umweltauswirkungen nicht einfach verlagert werden, ist die Wahl von Torfersatzprodukten mit Bedacht anzugehen. Am Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW wurde deshalb im Auftrag von JardinSuisse, des Verbandes Schweizer Gemüseproduzenten und finanziell unterstützt vom Bund sowie der Stiftung Gartenbau die Studie «Ökobilanzierung von Torf und Torfersatzprodukten» erarbeitet. Lea Eymann erläuterte an der Hauptversammlung die Projektziele und präsentierte die Resultate. Bezüglich Gesamtumweltbelastung verschiedener Substratkomponenten schneiden Kokosfasern deutlich schlechter ab als Torf, regionale Produkte wie Landerde, Holzfasern, Holzhäcksel fein oder Rindenkompost hingegen klar besser. Grüngutkompost liegt nur wenig hinter Torf und weist ein erstaunlich hohes Treibhauspotenzial auf (weitere Infos unter www.zhaw.ch/de/lsfm/institute-zentren/iunr).
Dass sich der Erfahrungsaustausch unter Kollegen immer wieder lohnt, bestätigte Werner Grossmann mit seinem Bericht von der VEHA-Reise 2015, die ins Ammerland führte. Dort besichtigten die Spezialisten u. a. den Betrieb Melle in Ganderkesee, der seit 2014 torffrei Callunen produziert. Das Substrat besteht laut Firmenangaben aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kokos und Holz-fasern; am Jungpflanzenballen können allerdings noch Torfreste vorhanden sein. Tests, die an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad Zwischenahn begutachtet wurden, bestätigten: Es ist möglich, Callunen mit weniger oder sogar ohne Torf zu kultivieren.
CO2-Reduktion: eine Erfolgsgeschichte
Im Rahmen des CO2-Reduktionskonzeptes des Bundes haben 151 Gärtnereien in den Jahren 2013 und 2014 insgesamt 34 534 t CO2 eingespart. Dies entspricht einer Heizölmenge von 13 Mio. l, wie JardinSuisse kürzlich in einer Medienmitteilung verlauten liess. Josef Poffet, Leiter Abteilung Zierpflanzen, sprach auf dem Oeschberg von einer Erfolgsgeschichte, die sich für die beteiligten Betriebe bezahlt macht. Von der CO2-Abgabe 2014 wurden 1,007 Mio. Franken rückvergütet. Nächstes Jahr kommt zur Rückvergütung 2015 noch die Übererfüllung 2014 hinzu. Möglicherweise sei ab 2020 ein einfacheres Verfahren zu erwarten, sagte Poffet. Damit einher ginge aber auch eine Aufhebung des Verkaufs von Übererfüllung. Genaueres dürfte 2017 bekannt werden.
SwissGAP: immer wichtiger
Rückstandsanalysen sind im Lebensmittelhandel ein wichtiges Element der Qualitätssicherung und gewinnen auch im Zierpflanzenhandel immer mehr an Bedeutung. Poffet wies eindringlich auf diese Entwicklung hin und betonte die Wichtigkeit eines unabhängigen Kontrollsystems, wie es SwissGAP darstellt. Er rief dazu auf, das Thema ernst zu nehmen, nach SwissGAP zu produzieren, die Pflanzen mit dem Suisse-Garantie-Logo auszuzeichnen und sich so die Zukunft zu sichern. Im kommenden Jahr sei vorgesehen, die SwissGAP-Richtlinien jenen von GlobalGAP anzupassen, informierte er die Anwesenden.
Schnittblumen-Datenerfassung: Umstellung auf Onlinetool
Zahlenmaterial ist für die Branche wichtig und wird es auch in Zukunft sein.Bei den Schnittblumen, wo das Kontingentssystem 2017 ausläuft, wurde die Inlandmenge bislang per Fragebogen erhoben, die Importmenge manuell zusammengestellt und jährlich ein «Statistischer Bericht» zuhanden des Bundesamtes für Landwirtschaft erstellt. Wie Philipp Fankhauser von der zuständigen Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau erläuterte, wird die Datenerfassung künftig analog der Gemüsebau-Webreports (www.szg.ch –> Profireports) über ein Onlinetool erfolgen. Die Daten können damit schneller zugänglich gemacht werden. Es sind u. a. Echtzeit-Onlineabfragen über kulturspezifische Mengen (Inland und Import) möglich, einerseits grafisch dargestellt und andererseits als Datentabelle. Poffet betonte mit Blick in die Zukunft: «Man könnte das auch mit anderen Kulturen machen.»
«Wir haben jetzt einen Bundesrat, der uns kennt»
Über die politische Arbeit von JardinSuisse informierte an der Hauptversammlung der Fachgruppe Zierpflanzen Geschäftsführer Carlo Vercelli:
- Jardinpolitique.ch: 135 Politiker setzten sich im Vorfeld der eidg. Wahlen 2015 mit dem Unternehmerverband Gärtner Schweiz auseinander, unterzeichneten die Charta und wurden im Wahlkampf unterstützt. 72 schafften die Wahl in die eidg. Räte, darunter Guy Parmelin – seit 9. Dezember 2015 Bundesrat. «Er weiss, wer JardinSuisse ist», sagte Vercelli, Gleiches gelte für so viele Parlamentarier wie noch nie.
- Raumplanungsrevision (2. Etappe): Sie ist wichtig für Betriebe in der Landwirtschaftszone. JardinSuisse nahm am Vernehmlassungsverfahren teil und vertritt Positionen, die für die Produktion wichtig scheinen.
- Reduktionskonzept Pflanzenschutz: JardinSuisse engagiert sich zusammen mit der Landwirtschaft dafür, dass genügend Pflanzenschutzmittel erhalten bleiben, um die Kulturen schützen zu können.
- Revision Schätzungsanleitung: Bei diesem Geschäft gilt es, die spezifischen Bedürfnisse bei der Wertbestimmung von Produktions- und Endverkaufsgärtnereien einzubringen (von Bedeutung im Erbrecht und wenn Geld von einer Bank aufgenommen werden soll). crs
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