Torf ist strukturstabil, hat eine gute Wasser- und Luftkapazität und kann je nach Kultur wunschgemäss aufgedüngt werden. Dies macht ihn zur idealen Substratgrundlage für die Kultivierung und Anzucht von Pflanzen. Dementsprechend beliebt ist Torf in der Grünen Branche. Jährlich werden rund 130 000 Tonnen davon in die Schweiz eingeführt. Dies hat gravierende Folgen für die Umwelt, denn bei der Torfgewinnung werden ökologisch wertvolle Hochmoore zerstört und im Boden gespeichertes CO2 wird freigesetzt, das den Klimawandel begünstigt.
Die jährlich importierte Torfmenge setzt rund 300 000 Tonnen CO2 frei. Diese Zahlen alarmieren und motivieren viele Produktionsbetriebe zum Schritt in eine reduzierte Torfverwendung. So auch das Unternehmen Schutz im bündnerischen Filisur. Der Betrieb ist in verschiedene unabhängige Bereiche gegliedert. Nebst einem Gartencenter und verschiedenen Blumenläden gehören eine Beet- und Balkonpflanzen-Engrosproduktion, eine Baumschule sowie ein Garten- und Sportplatzbauunternehmen dazu.
Praxistests in verschiedenen Betriebszweigen
Für Michael und Markus Schutz, die die Bereiche Beet- und Balkonpflanzen beziehungsweise Baumschule unter sich haben, ist der ökologische Gedanke ein wichtiger Teil der Unternehmensführung. Mit der Torfreduktion, so Markus Schutz, habe sein Vater bereits vor vielen Jahren begonnen, er sei sich der Problematik schon früh bewusst gewesen. Es ist das erklärte Ziel des Betriebs, nur so viel Torf wie nötig einzusetzen. Im vergangenen Jahr führten die Brüder in ihren Betriebszweigen Praxistests durch, bei denen sie unterschiedliche Substrate von torfreduziert bis hin zu torffrei einsetzten. Es zeigte sich, dass in der Baumschule eine Reduktion auf 25 % Torfanteil möglich ist. Bei den Balkonpflanzen hingegen erwies sich eine Reduktion auf 45 % Torfanteil als ideal.
Als Torfersatz werden je nach Substratlieferant unterschiedliche Materialien eingesetzt. «Wir verwenden hauptsächlich einen feinen, gut abgelagerten Grünschnittkompost und je nach Substrat auch wenig Holzfasern oder Kokospeat», sagt Ralf Killinger vom Substratlieferanten ProTer. Gerade Letztere seien jedoch mit Vorbehalt einzusetzen, da sie aus fernen Ländern eingeführt würden und daher ökologisch zu hinterfragen seien.
Erhöhte Aufmerksamkeit beim Düngen angezeigt
Bei den Laubgehölzen ist die Reduktion des Torfanteils gemäss Markus Schutz relativ unproblematisch vonstattengegangen. Bei den Immergrünen sei jedoch eine erhöhte Aufmerksamkeit nötig. «Je höher der Torfanteil, desto besser ist die Nährstoff-Speicherfähigkeit. Wenn es vor Wintereinbruch kalt ist, verschlechtert sich bei den Nadelgehölzen generell die Nährstoffaufnahme, was bei torfreduzierten Substraten viel mehr zum Tragen kommt. Wenn sich an den Nadeln eine gelbliche Farbveränderung bemerkbar macht, ist es für ein Nachdüngen oft bereits zu spät», erklärt Markus Schutz.
Besondere Vorsicht ist bei den in Töpfen kultivierten Christbäumen wie Fichten, Nordmann-, Korea- oder Blautannen geboten. Deren Nadeln müssen pünktlich vor Weihnachten sattgrün leuchten, sonst sieht der Kunde vom Kauf ab. Mit den bis anhin gesammelten Erfahrungen sei es nun aber möglich, die Düngung entsprechend anzupassen und Problemen gezielt vorzubeugen. Zu den Spezialitäten der Baumschule gehören eingetopfte Grossbäume, darunter Nadel-
gehölze wie Arven, Föhren und Lärchen.
Bei ihnen habe es sich als nachteilig erwiesen, so Markus Schutz, dass das Gewicht der Töpfe bei der Verwendung von torfreduziertem Substrat steige. Denn Torf ist in der Regel leichter als die zugefügten Ersatzkomponenten. Bei der Lieferung an entlegene, schwer zugängliche Orte, wo ein Kran oder gar ein Helikopter eingesetzt werden muss, habe sich dies als nachteilig erwiesen. Otto Reist von ProTer räumt ein, dass das Gewicht torfreduzierter Substrate zwar etwas höher, dafür jedoch die Standfestigkeit der Töpfe besser sei.
Bei den Beet- und Balkonpflanzen wiederum hat sich gemäss Michael Schutz herausgestellt, dass die Torfreduktion bei Beetpflanzen grundsätzlich einfacher ist als bei klassischen Balkonpflanzen wie Pelargonien. Allgemein ist das Fazit der Brüder jedoch sehr positiv und sie werden ihre Bestrebungen, den Torfverbrauch in ihren Betrieben weiter zu reduzieren, auch in Zukunft fortsetzen.
Was wollen die Kunden?
In den letzten Jahren hat punkto Torf auch bei den Endkundinnen und -kunden ein Umdenken stattgefunden. Fragt man jedoch Markus und Michael Schutz nach dem Konsumverhalten im Gartencenter in Filisur, malen sie ein anderes Bild. Die Kundschaft frage nur sehr selten explizit nach torffreien Erden. Wenn man die Leute jedoch aufkläre und für das Thema sensibilisiere, seien sie durchaus interessiert an den entsprechenden Produkten. Markus Schutz stellt die Vermutung an, dass in urbaneren Gebieten bei den Konsumentinnen der Umweltgedankevielleicht präsenter sei als im entlegenen Albulatal.
In Zukunft ganz ohne?
Der Bundesrat hat am 14. Dezember 2012 den Bericht «Torfausstiegskonzept» genehmigt (siehe «Aktuell») und damit ein2010 eingereichtes Postulat erfüllt, das verlangt, Massnahmen zur Reduktion des Torfverbrauchs zu prüfen. Ziel des Bundes ist die vollständige Reduktion der Torfverwendung. Kann dieses Ziel nicht durch freiwillige Massnahmen erreicht werden, würden in einer zweiten Phase – in etwa 20 Jahren – ein Torfimportverbot oder Torfimportrestriktionen geprüft. Dies, so ist sich die Branche einig, würde die Schweizer Gärtner im Wettbewerb gegenüber ihren ausländischen Konkurrenten massiv benachteiligen.
Die Bestrebungen zahlreicher Betriebe, ihren Torfverbrauch zu reduzieren, signalisieren die in der Branche vorhandene Bereitschaft, sich in eine ökologische Richtung zu bewegen. Vielleicht vermögen sie ein Totalverbot zu verhindern. Die Substrathersteller arbeiten eng mit den Produzenten zusammen, um mit innovativen Lösungen den Torfanteil weiter zu reduzieren. Markus und Michael Schutz sind überzeugt, dass bei ihnen noch mehr drinliegt.
Weitere Informationen
www.schutzfilisur.ch
www.proter.ch
JardinSuisse hat ein Merkblatt zum Thema Torfverbrauch in der Grünen Branche verfasst. Es kann unter hier abgerufen werden.
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